Die Oberschwäbin ist seit Februar die beste Spielerin bei den Frauen 30 weltweit

(alp) – Peter Hagedorn hat in seinen über 60 Jahren als Spieler, Trainer und Funktionär schon viele Deutsche Meister unter seinen Fittichen gehabt oder Weltranglistenspieler um Platz 200 oder die spätere French-Open-Siegerin Barbora Krejcikova. Jetzt erlebte der Sportwart des Tennis-Clubs Waiblingen erstmals eine Premiere. Eine seiner Spielerinnen ist Weltranglistenerste: Verena Baur-Jöchle bei den Frauen 30.

Seit vier Jahren schlägt Verena Baur-Jöchle, gerade mal schlanke 31 Jahre alt, für den Tennis-Club Waiblingen auf. Zuerst spielte sie in der Frauen-Mannschaft des TCW, im vergangenen Jahr nun auf Position eins der Regionalliga-Mannschaft Frauen 30, der höchsten deutschen Spielklasse. Und in der vergangenen Saison verlor Verena kein einziges Match im Einzel und Doppel. Und das hat sie auch in diesem Jahr vor, wenn die Saison im Mai beginnt. Zuletzt aber bekam sie viele Glückwünsche von ihren Kolleginnen um Mannschaftsführerin Nadine Stasa: Seit Februar 2023 ist Verena Baur-Jöchle die Nummer eins in der Weltrangliste der Frauen 30 der International Tennis Federation (ITF), nachdem sie im Dezember noch auf Platz acht gestanden war.

Als Fünfjährige hat Verena mit dem Tennis angefangen – beim TA Spfr. Schwendi, einem Tennisclub in einem Dorf mit 6800 Einwohnern, aber für seine sehr erfolgreiche Jugendarbeit vielfach ausgezeichnet. Im Lauf der Jahre war sie einmal deutsche Vizemeisterin im Doppel, mehrfache württembergische Meisterin und zweimal baden-württembergische Meisterin. Dann kam im vergangenen Jahr der Durchbruch bei den Weltmeisterschaften der Senioren – ein wenig schmeichelhafter Titel für eine damals 30-Jährige – in Lissabon. In der portugiesischen Hauptstadt gewann Baur-Jöchle im August letzten Jahres die Bronzemedaille. Und wurde fortan von den Konkurrentinnen weltweit beobachtet.

Bis zum Jahresende hatte sich die Tennislehrerin, die als Stützpunktrainerin Vorkader in Biberach und beim TV Biberach-Hühnerfeld auf selbständige Basis tätig ist, auf Platz acht der Weltrangliste vorgeschoben.

Dabei hatte sie im November das Turnier in ITF-Göppingen gegen die Bayerin Katharina Schöttl 6:2, 4:6, 10:7 für sich entschieden. Zum Jahresende gewann sie das Turnier in Koblenz gegen die Hessin Eileen Aranas-Roth 6:0, 6:3, gegen die sie bei der WM noch unterlegen war. Ende Januar schlug die lauffreudige Linkshänderin beim Hallenturnier in Essen auf, gewann zwei Matches und unterlag in ihrer Gruppe nur der Westfälin Sarah Gronert. Dann ging es Anfang Februar ins ungarische Budapest, wo Verena Baur-Jöchle, bestens ausgestattet von ihrem Ausrüster Head, nach Siegen gegen die Österreicherin Jasmin Singer mit 6:0, 6:1, und die Ungarinnen Hedi Rusai mit 6:0, 6:1 und Katalin Sulyok beim 6:0, 6:3 als Siegerin vom Platz ging und sich nur damit Platz eins der Weltrangliste holte. Ironie des Systems in Deutschland: In der Rangliste der Frauen 30 steht Verena nur auf Platz zehn – weil sie zu wenig Turniere spielt.

Die sechsjährige Tochter Luisa hält Verena ganz schön auf Trab – und da ihr Mann Steffen aktuell geschäftlich in Mexiko ist, hat sie wenig Zeit zum Trainieren. Allerdings hat sie sich ein nächstes Ziel gesetzt: Die Weltmeisterschaften im türkischen Manavgat bei Antalya. Dafür hat sie dieses Jahr auch schon bei gerade Mal fünf Grad auf dem Allwetterplatz trainiert – „da muss man halt sich viel bewegen, dass es einem nicht kalt wird“, sagt sie schmunzelnd. Mit Joggen und Fitness hält sie ihre Form – wenn sie nicht gerade auf dem Platz die Jugendlichen trainiert.

Aktuell hat sie 2075 Weltranglistenpunkte auf ihrem Konto stehen, und führt damit knapp mit 75 Punkten vor der langjährigen Ersten, der Spanierin Almudena Sanz Ilaneza Fernandez. Allerdings wird ihr der Vorsprung noch mit etwas Glück bis zur WM reichen, sofern Almudena Sanz Ilaneza Fernandez nicht noch ein weiteres Turnier spielt. Jetzt hofft Verena Baur-Jöchle noch auf eine gute Auslosung bei der WM: „Da gibt es einige Spielerinnen, die in der Rangliste der WTA bei den Aktiven geführt werden. Aber wenn alles gut läuft …“ macht sie sich selbst Hoffnung. Getreu ihrem Motto: „Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Und selbst wenn es nicht klappt: Sie hat wenigstens Peter Hagedorn auch im höheren Alter noch eine Premiere in seinem langen Trainerleben geschenkt.