In den 90er Jahren dominierten auch Waiblinger Spieler wie Isabel Cueto, Rüdiger Benz, Jochen Wolff oder Frank Höschele
Von Ralph Lang
Das Hallenturnier des Tennis-Clubs Waiblingen (TCW) ist das älteste und damit traditionsreichste Hallenturnier im Bereich des Württembergischen Tennis-Bunds (WTB). Aktuell wird bereits die 50. Auflage des Hallenevents in der Dreifeld-Halle am Alten Neustädter Weg ausgetragen. Begonnen hatte die Turniergeschichte aber auf der alten TCW-Anlage an der Rems beim VfL-Stadion.
Der TCW wurde 1926 gegründet und feiert im kommenden Jahr sein 100-jähriges Bestehen. 1974 kam Peter Hagedorn als Trainer nach Waiblingen – und fand dort die damals üblichen Verhältnisse vor. Tennis war noch alles andere als ein Volkssport und die Begrüßung bestand oftmals noch aus „Guten Morgen Herr Direktor“ oder „Guten Tag Herr Professor“. Leistungsmäßig bestand der Sport damals vor allem aus Matches aus der Nachbarschaft, die aber je nach Spielstärke auch zu den renommierten Vereinen vom TC Weissenhof oder dem TEC Waldau Stuttgart reichte.
Was sich mit der neuen Verbandsspielstruktur des WTB Mitte der 70er Jahre und mit Hagedorn als Trainer änderte. Bestanden die Teams damals vor allem aus gestandenen Vereinsmitgliedern und deren Kindern änderte sich der Wind mit dem Bundesligaspieler Hagedorn. Was allerdings eine Zeit benötigte, bis sich der Ruf von Peter Hagedorn als exzellentem Trainer mit neuen Tennistechniken durchsetzte. Hagedorn erkannte als einer der Ersten die Spielweise mit Topspin, wie sie der schwedische Weltranglistenerste Björn Borg zelebrierte und stellte seine Schüler konsequent auf diese Spielweise um – oftmals zum Verdruss der Verbandstrainer. Zudem hatte der TCW an der Rems eine Traglufthalle und die war vor allem laut, feucht und kalt – alles andere als einladend. Dennoch veranstaltete Hagedorn bereits 1976 sein erstes Hallenturnier mit Spielern vor allem aus Endersbach, Beutelsbach und Rommelshausen neben seinen Waiblingern.
Der große Umbruch begann dann 1981 mit dem Umzug von der Rems auf den Oberen Rossberg in Waiblingen. Auf einer früheren Müllhalde gestaltete der beste deutsche Tennisanlagenbauer Frank Baumann aus Stuttgart die neue Anlage mit 18 Frei- und drei Hallenplätzen, eingebettet in eine harmonisch gestaltete Grünanlage, die als eine der schönsten in Deutschland bezeichnet wird. Als Boden für die Halle entschieden sich die Verantwortlichen für einen Nadelfilz. Das ist einer der schnellsten Böden überhaupt und bedeutete für die Teilnehmer beim Hallenturnier auch eine erhebliche Umstellung, denn meistens gab es in Hallen Schlingenteppich oder Florteppiche, die mit einem Gleitmaterial aus Kunstsand gefüllt waren. Auf dem Waiblinger Boden allerdings kann man nicht schleifen, sondern muss jeden Ball auslaufen.
Spätestens in den 80er Jahren änderte sich Tennis hin zum Volkssport und fand auch zunehmend das Interesse bei der Bevölkerung und in den Medien. Und auch Hagedorn konnte die Früchte seiner Arbeit ernten. Der TCW wurde interessant für gute Nachwuchsspieler aus der Umgebung und die TCW-Mannschaften stiegen immer weiter in höhere Gefilde. Was sich auch für das Hallenturnier auszahlte. Hagedorn hatte zusammen mit dem damaligen WTB-Jugendwart Paul-Wilhelm Sadowski aus Aalen zunächst den WTB-Junior-Circuit aus der Taufe gehoben, dem zwei Jahre später dann zusammen mit dem späteren WTB-Sportwart Rolf Schmid aus Biberach der WTB-Circuit für die Aktiven folgte. Was sich für die Vereine auszahlte: Die Circuit-Veranstalter bekamen vom Verband einen Zuschuss von 1500 D-Mark, kostenlose Bälle und den Oberschiedsrichter gestellt. Und das wiederum rief auch Sponsoren auf den Plan. In Waiblingen zunächst die Firma Tratex von Herrmann Traxel, die 1987 und 1988 ein ATP-Turnier mit bis zu 75000 Dollar beim TCW ausrichtete und später auch die Firma OBI. Was viel damit zu tun hatte, dass Gert Schöllhammer TCW-Sportwart war – und der Schwiegersohn von Hartmut Konz, dem OBI-Märkte im Kreis gehörten. Dazu noch Adolf Tham als OBI-Geschäftsführer, der mit seinen Söhnen beim TCW spielte. So konnte der OBI-Cup als Hallenturnier mit einem Preisgeld von 10000 D-Mark locken.
Es begann die beste Zeit mit vielen attraktiven Teilnehmer aus Deutschland wie etwa die Davis-Cup-Spieler Udo Riglewski, David Prinosil oder Karsten „Katze“ Braasch. Die entweder selbst in der TCW-Halle aufschlugen oder dorthin ihre Schützlinge begleiteten. Auch die Waiblinger spielten eine gewichtige Rolle mit. 1987 gewann Damir Bujveic aus Sindelfingen, Württembergs Spitzenspieler, gegen den Waiblinger Rüdiger Benz das Finale 6:1, 6:7, 6:1, bei den Frauen holte sich Isabel Cueto vom TCW den Titel gegen die Fellbacherin Miriam Fischer beim 6:4, 6:4. 1988 gab es das Frauenfinale zwischen Isabel Cueto, damals Nummer vier der deutschen Rangliste, gegen Chris Singer von der Waldau, Deutschlands Nummer neun. Cueto gewann 6:2, 6:1. Im gleichen Jahr hieß das Männerfinale Damir Buljevic aus Sindelfingen gegen den Waiblinger Jochen Wolff, das Buljevic 6:3, 6:3 gewann.
1989 steht in den Annalen verzeichnet, dass Cueto gegen Anke Marchl gewann und das Doppelfinale von den Waiblingern Rüdiger Benz/ Frank Höschele gegen Martin Fortun/ Andreas Holzwarth (Reutlingen) 7:6, 6:2 gewonnen wurde. 1990 siegte Cueto gegen die frühere Waiblingerin Katharina Düll 4:6, 6:3, 6:2 und der frühere Waiblinger Thomas Breuninger unterlag im Finale wiederum Damir Buljevic.
Gegen Ende der 90er Jahre stieg OBI dann allerdings als Sponsor aus und generell wurde die Suche nach Geldgebern immer schwieriger. In den vergangenen Jahren mussten die Nenngelder für das Hallenturnier durch zusätzliche Abgaben an den Deutschen Tennis Bund immer mehr erhöht werden – und dennoch kommen auch heute noch Teilnehmer aus den Top 100 der deutschen Rangliste an den Alten Neustädter Weg zum Hallenturnier, das jetzt mit einem Gesamtpreisgeld von 3000 Euro als RTS-Steuerberater-Cup im Rahmen das WTB-Circuits ausgetragen wird und bei dem am Sonntag dann die Finals ab 14 Uhr auf dem Programm stehen. Und für das sich auch die TCW-Mitglieder einbringen, die während der gesamten Turnierwoche einen Weinstand am Halleneingang für die Zuschauer betreiben.
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