Vereinshistorie
Vorwort
“Kannst du mal eine Chronik für unsere neue Homepage schreiben?”, so oder ähnlich wurde ich von meinen Kollegen aus dem Vorstandskreis mehrfach angesprochen. Seitdem wühle ich mich durch über 80 Jahre Vereinsgeschichte, wobei das Wort “wühlen” in Anbetracht unseres Archivs wörtlich zu nehmen ist.
Chronik wird im Brockhaus als “Geschichtswerk, geschichtlicher Bericht” beschrieben und kommt aus dem Griechischen; daraus abgeleitet auch der Chronist oder Chronikschreiber. Da ich aber kein wissenschaftlich erarbeitetes Geschichtswerk schreibe, sondern höchstens eine Geschichte, bin ich auch kein Chronist, sondern nur ein Schreiber: Und diesem Anspruch sollen die folgenden Ausführungen gerecht werden – mehr nicht.
1. Kapitel
Vom Anfang bis zum Ende
1926
Der Tennisverein in Waiblingen wird am 29. Mai gegründet. Gespielt wird auf 2 Plätzen auf gepachtetem Grund unten am Römerweg (heute Adolf-Bauer-Weg). “Mann” betritt mit langen Hosen und “Frau” mit langen züchtigen Röcken und geweißten Tennisschuhen das Spielfeld.
Der 1. Vorsitzende heißt Dr. Pöhlmann. Die Mitgliederliste dieses und der Folgejahre enthält 40 Namen, sie liest sich wie eine Aufzählung von Persönlichkeiten, die das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben von Waiblingen und Umgebung prägen: Fabrikanten von feinen Holzwaren, von exklusivem Handgepäck und von hochwertigen Seidenstoffen, Ziegelwerks- und Warenhausbesitzer, Direktoren, Professoren, Prokuristen, Ärzte, Apotheker, Politiker, Richter und Anwälte, sowie hohe Beamte sind darunter. Einige Namen findet man heute noch – nach mehr als acht Jahrzehnten – in unserer Mitgliederverwaltung.
1927
Am 30. und 31. Juli werden die ersten Vereinsmeisterschaften auf dem „Spielplatz des Tennisclubs Waiblingen e.V.“ ausgetragen. Gespielt wird nach den Regeln des Deutschen Tennisbundes mit Slazenger-Bällen.
1929
Im September findet zum Saisonende die „Abspielfeier“ im Vereinszimmer des Hindenburgbaus, Eingang Königstraße, in Stuttgart statt. Mitfahrgelegenheiten werden organisiert.
1930
kann ein Streit zwischen „Grundstücksverpächtern“ und Tennisclub vom damaligen Vorsitzenden gütlich beigelegt werden. Der jährliche Pachtzins beträgt 300 Reichsmark – statt der entrichteten 200 Reichsmark.
1934
und in den Jahren danach gerät der Verein in eine ernste Krise. Mehrmals werden Versammlungen abgehalten, um über das Weiterbestehen oder die Auflösung des Clubs zu beschließen.
1935
wird anstelle der bisherigen Satzung die Einheitssatzung für die dem „Deutschen Reichsbund für Leibesübungen“ angehörenden Vereine angenommen. Gegenstand dieser Satzung ist unter anderem, dass der Waiblinger Amtsrichter zum Stellvertreter des Vereinsführers bestellt wird. Der Tennisclub wird auf seine Art gleichgeschaltet.
1936
In einer außerordentlichen Hauptversammlung geht es im einzigen Tagesordnungspunkt um die Beschlussfassung über den Fortbestand des Clubs. Vom Ergebnis dieses Beschlusses profitieren wir noch heute.
1938
Dr. Autenrieth wird 1. Vorsitzender des Tennisclubs Waiblingen e.V.
1939
wird das „Anspielen“ auf den 18. Mai festgelegt, im Juni ein Vereinsturnier ausgeschrieben und nicht mehr nur mit sportlichem Gruß gegrüßt…
Einem undatierten Pressebericht zufolge wird der bis zum Kriegsausbruch bescheidene Spielbetrieb bis 1945 unterbrochen.
2. Kapitel:
Ein neuer Anfang ist das Ende am Römerweg
1945
Deutschland hat den 2. Weltkrieg verloren und wird in vier Zonen aufgeteilt. Waiblingen wird von den US-Amerikanern besetzt und befindet sich in der damals sogenannten amerikanischen Besatzungszone.
Die Spielfelder des Tennisclubs Waiblingen werden von amerikanischen Besatzungssoldaten wieder hergerichtet und genutzt.
Einige TCW-Mitglieder erhielten in den darauf folgenden Jahren eine bei den Besatzern zu beantragende Spielerlaubnis für Zivilisten.
1948
Die “Spielanlage” wird den Clubmitgliedern wieder übergeben und damit die Rollen wieder getauscht.
Einer von damals noch wenigen Gastspielern war ein gewisser Captain Charles H. Wright von der Militärregierung/-verwaltung. Der “neue Tennisclub” nimmt mit Genehmigung der hiesigen Militärregierung als Nachfolger des “früheren T.C.W.” seine Tätigkeit am 12.04.1948 wieder auf. Die Eröffnung und die Aufnahme des Spielbetriebes erfolgt am 17.04.1948 um 15 Uhr. Der Verein erhält seine ersten Statuten. Es heißt dort unter anderem „… um die Spieldecke zu schonen, dürfen nur Personen mit absatzlosen Sportschuhen die Plätze betreten und, wenn es möglich ist, bittet man die Spieler, sich sportlich auf den Plätzen zu bewegen und zu kleiden … es ist nach Möglichkeit zu unterlassen, dass mit bloßem Oberkörper gespielt wird …”.
Die von einem provisorischen Ausschuss unter der Leitung von Hans Oppenländer einberufene Mitgliederversammlung wählt am 23. Juni Arthur Albrecht zum 1. Vorsitzenden. Die Versammlung findet in der Weinstube Kienzle statt.
Inzwischen ist die Stadt Eigentümerin des Grundstücks am Römerweg (heute: Adolf-Bauer-Weg). Das Gelände soll Bauwilligen zugeteilt bzw. für dringend benötigte Wohnungen zur Verfügung stehen.
1949
In der Hauptversammlung im Januar wird nicht nur eine neue Satzung beschlossen, sondern auch fest damit gerechnet, die Anlage zugunsten einer wohnwirtschaftlichen Verwendung kurzfristig räumen zu müssen. Im April erhält der Verein die erste Spielordnung und Spieleinteilung in Gruppen. Bereits im Juli des selben Jahres wird dem Club von der Stadtverwaltung eine Teilfläche der Sportanlagen beim städtischen Freibad zur Verfügung gestellt – eine von drei möglichen Alternativen. Die beiden anderen Alternativen wären das Gelände unterhalb des Friedhofes (heute Polizeidirektion Waiblingen) bzw. ein zu den Liegewiesen des städtischen Freibades gehörendes Grundstück (zwischen Ruderclub “Ghibellinia” und Freibad liegend) gewesen.
Sofort wird mit den Erdarbeiten und der Planie des Geländes begonnen. Es wird erwogen, den Eisläufern der Stadt die neue Platzanlage für ihren Sport im Winter 1949/1950 zur Verfügung zu stellen.
Das Ende der Spielsaison 1949 bedeutet auch das Ende der Spielanlage am Römerweg. Der Verein zählt inzwischen über 80 Mitglieder und muss zum ersten Mal eine Aufnahmesperre für neue Mitglieder beschließen.
Im November erscheint die erste Ausgabe der “Clubnachrichten”. Die inzwischen für die neue Clubanlage am oberen Ring gezeichneten Bausteine werden zur Zahlung fällig. Neben einem Faschingsball und einem Gesellschaftsabend gehören ab 1949 auch Skiausfahrten zu beliebten Veranstaltungen der Clubmitglieder.